Altenglische Biene 1985 nicht ausgestorben!

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Bienenzüchtung

Vortrag von Bruder Adam, O. S. B., St. Mary Abtei, Buckfast, in Devon, Südengland.

veröffentlicht in 1953, in der Deutsche Bienenwirtschaft vol. 4 (5)109-111, (6)128-131, (7)151-156 und (8)161-66. mit ihrer Erlaubnis.

Deutsch.Bienenw. 4(5) 1953 p109-111

http://www.pedigreeapis.org/biblio/artcl/FAelevDB53de.html

Reinzucht

Reinzucht führt zur Erhaltung einer Stetigkeit in Vererbung und Leistung. Reinzucht ist das unentbehrliche Mittel, das einzige Mittel, das zu Permanenz und Erfolg im Züchten führt. Der fortschrittliche Imker oder Züchter strebt, muss streben nach einem hohen Durchschnittsertrag, nach Höchstleistung. Erhebliche genetische Unterschiede in morphologischen sowie physiologischen Eigenschaften und große erblich bestimmte Schwankungen der Leistung sind folglich das Normale bei der Biene in der Natur. Jedem erfahrenen Imker sind diese normalen Schwankungen in Eigenschaften und Ertrag bekannt, zwischen einer Anzahl Völker derselben Abstammung, auf demselben Stand und genau gleichen Umweltbedingungen, die den Zuchtbestrebungen der Natur überlassen worden sind. Der Durchschnittsertrag pro Volk ist sehr nieder. Beständigkeit in Leistung ist nur erreichbar mittels Konzentration der Eigenschaften, die Leistung hervorrufen.

Deutsch.Bienenw. 4(6) 1953 p128-131

Das Endziel aller unserer Zuchtbestrebungen ist die Schöpfung einer Biene, die einen dauernden maximalen Durchschnitts–Honigertrag erzeugt mit einem minimalen Kosten- und Zeitaufwand.

 

Welches sind die wichtigsten wirtschaftlichen Eigenschaften, die zur Verwirklichung dieses Zuchtziels führen?

1. Fruchtbarkeit

Eine entsprechende Fruchtbarkeit ist die unerläßliche Vorbedingung unseres Zuchtziels.   Ohne eine angemessene Volksstärke ist ein Höchstertrag ein Ding der Unmöglichkeit.   Große Fruchtbarkeit allein ist zwar nicht der entscheidende Faktor, aber sie ist dennoch die wesentliche Grundlage jeder Höchstleistung. Eine Königin, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Volksentwicklung ihre Legetätigkeit nicht auf 9–10 Dadantwaben ausdehnt, entspricht unseren Anforderungen nicht.

2. Fleiss oder Sammeltrieb

Unter den unerläßlichen Eigenschaften kommt unermüdlicher Fleiß und Sammeltrieb in erster Linie in Frage. Es besteht kein Zweifel, Fleiß ist eine erblich bedingte Eigenschaft, jedoch eine, die von vielen Erbfaktoren abhängt. Die höchste Entfaltung des Fleißes beruht überdies auf der Mitwirkung aller anderen Glieder einer Kette von wirtschaftlichen Eigenschaften.

3. Krankheitsfestigkeit

Eine der wichtigsten Aufgaben der Züchtung ist die Entwicklung von Bienenstämmen, die in weitestem Maß krankheitsfest sind, die also den Krankheiten widerstehen und demnach jede Heilmittelbehandlung ersparen.

4. Schwarmträgheit

Vom Gesichtspunkt des Berufsimkers ist Schwarmträgheit absolut unerläßlich. Schwärmen verursacht nicht nur einen unwirtschaftlichen Arbeits– und Zeitaufwand, sondern vereitelt gleichfalls jede Möglichkeit einer Höchstleistung in bezug auf Honigertrag. Eine Rasse, die womöglich alle anderen wünschenswerten Eigenschaften besitzt, die aber einen unbändigen Schwarmtrieb kundtut, eine solche Rasse ist wirklich wertlos in einem modernen Betrieb.   Durch die Schwarmsucht werden alle guten Eigenschaften vergeudet.

Fruchtbarkeit, Fleiß, Krankheitsfestigkeit und Schwarmträgheit sind, nach meinem Ermessen, die wesentlichen wirtschaftlichen Eigenschaften. Sie bilden die Grundlage unserer Zucht.

A.— Langlebigkeit

Neben der Erblichkeit hat auch die Lebenslage vom Ei an und insbesondere während der Entwicklungsperiode, einen gewaltigen Einfluß auf die endgültige Lebensdauer der Königin sowie der Trachtbiene. Nach meinen Erfahrungen besteht eine Beziehung zwischen Fruchtbarkeit und Langlebigkeit. Ultra-Fruchtbarkeit bedeutet Kurzlebigkeit; extreme Langlebigkeit ist eher zu finden in unterdurchschnittlich fruchtbaren Stämmen. Ein schlagendes Beispiel in dieser Hinsicht war die englische Dunkle Biene.   Eine von ihren hervorragendsten Eigenschaften war Langlebigkeit. Ihre Fruchtbarkeit war bekannterweise unterdurchschnittlich.

B. — Flugkraft

Eine ausgesprochen Flugkraft kann die Grenzen des Flugbereichs der Biene beträchtlich erweitern, kann tatsächlich in gewissen Fällen entscheiden, ob eine Nektarquelle erreichbar ist oder nicht.   Eine weitere wertvolle Eigenschaft der englischen Biene war ihr außerordentliches Flugvermögen. Bis zu 1916 ernteten wir fast jedes Jahr beträchtliche Quantitäten Heidehonig auf unserem Bienenstand im Klostergarten. Die Grenze der nächsten Heide ist 3,6 km vom Bienenstand entfernt, zugleich ein Höhenunterschied von annähernd 400 m. Trotz der großen Entfernung sammelten die einheimischen Völker, sowie die Bastarde, im Herbst 1915 annähernd 50 kg Heidehonig durchschnittlich.  Leider haben wir nur in ganz vereinzelten Jahren auf dem Bienenstand im Klostergarten Heidehonig geerntet — nur in Jahren, wenn das Wetter äußerst günstig sich gestaltete.

H. — Pollensammeltrieb

Pollen– und Honigsammeltrieb sind nicht identisch, oder genauer, die Intensität dieser Triebe. Die Ligustica ist kein Pollenhamster. Ein Überschuss von Pollen, sogar in pollenreichen Gegenden, wie es bei uns der Fall ist, wird selten vorgefunden in einem Italienervolk. Dagegen war die englische Biene eine ganz hervorragende Pollensammlerin. Gleichfalls die französische, die sogar geneigt ist, Pollen durch das Absperrgitter zu tragen und in den Honigaufsätzen aufzuspeichern. Dieser phänomenale Pollensammeltrieb der französischen Biene ist erblich bedingt. In Ländern oder Gegenden, die pollenarm sind, würde es sich lohnen, diese Eigenschaft zu fördern.  Sowie in jenen, wo Blütenbestäubung eine besondere wirtschaftliche Rolle spielen. Bei uns in Südwest-England ist ein ausgesprochener Pollensammeltrieb ein deutlicher Nachteil.

I. — Bautrieb

Eine weitere Eigenschaft von Bedeutung ist der Bautrieb. Er übt jedoch eher einen indirekten Einfluß auf den Honigertrag insofern aus, als ein bauträges Volk leicht zum Schwärmen neigt. Baueifer, im Gegenteil, fördert Fleiß und Arbeitsgeist. Es bestehen wesentliche Unterschiede im Baueifer der verschiedenen Rassen und Stämme. Die baueifrigste Biene, die ich kenne, war zweifellos die englische Dunkle Biene. Sie baute nicht nur mit bewundernswerter Schnelligkeit, sondern auch gleichzeitig herrliche fehlerlose Waben. Es ist uns gelungen, diese Eigenschaft in unserem Stamm weitgehend zu erhalten : Ein großer Vorteil, denn in unserem Fall müssen alle Waben in den Honigaufsätzen jedes Jahr erneuert werden.

Schon öfters habe ich in diesen Ausführungen die wertvollen Eigenschaften der englischen einheimischen Biene hervorgehoben. Es besteht kein Zweifel: Diese dunkle Biene besaß eine erstaunliche Anzahl überragend wirtschaftlicher Eigenschaften…

Deutsch.Bienenw. 4(8) 1953 p161-166

Leistungsprüfung

In der Züchtung der Honigbiene kann kein positiver Erfolg von wirtschaftlicher Bedeutung erreicht werden ohne eine Leistungsprüfung, ohne vergleichende Versuche, ohne konkrete Anhaltspunkte. Eine exakte Leistungsbewertung in der Bienenzucht ist ein sehr kompliziertes Problem.

Ein Brutraum, der die Legetätigkeit einer Königin beschränkt, vereitelt die volle Entwicklung und nötigerweise die volle Leistungsmöglichkeit eines Volkes. Schwankungen in Leistung, verursacht womöglich durch Langlebigkeit, Fleiß, Flugkraft usw., kommen dennoch zum Vorschein, aber in der wesentlichen Eigenschaft der Fruchtbarkeit, die die Volksstärke bestimmt, hat eine Gleichschaltung stattgefunden. Der Rauminhalt des Brutkastens mit 12 Dadant-Waben ist annähernd das Doppelte jenes mit 13 Waben von englischem Vereinsmaß. Selbstverständlich konnten die Völker auf englischem Vereinsmaß nie die Stärke erreichen wie jene auf Dadant-Waben, trotz gleicher Abstammung. Obwohl sie eine Volksstärke von annähernd 50 % der unseren erlangen konnten, betrugen unsere Leistungsergebnisse — nicht das Doppelte, sondern fast das Dreifache — ein Beweis der altbekannten Tatsache von den Leistungsverhältnissen einer größeren Volksstärke.

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