Kreuzungszucht - ein neuer Weg?

Richtlinien für das Zuchtwesen des Deutschen Imkerbundes ZRL 1994
Die grundlegenden Züchtungsmethoden in der Tierzucht sind die Reinzucht und die Kreuzungszucht.
In der Bienenzucht gilt als Kreuzungszucht die Paarung von Geschlechtstieren verschiedener geografischer Rassen. F1-Kreuzungen setzen das Vorhandensein von zwei Rassen voraus und besitzen keine Erbsicherheit. Das Zuchtziel der Landesbienenzucht lässt sich am einfachsten durch planmäßige Reinzucht auf der Grundlage der geografischen Bienenrassen (=Rassenreinzucht) erreichen.

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KREUZUNGSZUCHT— Züchtung der Honigbiene – Bruder Adam KEHRLE

Zuchtwege: Reinzucht, Linienzucht, Kreuzungszucht, Kombinationszucht

Die Reinzucht innerhalb einer Bienenrasse, z.B. der Mellifera erlaubt die Anpaarung unterschiedlicher M-Linien bzw. M-Herkünfte (Linienhybriden) zur Vitalitätsteigerung und die anschließende Auslese an die örtlichen Tracht– und Klimaverhältnisse. Die Reinzucht von Bienenrassen ist die Grundlage einer erfolgreichen Kreuzungs– und Kombinationszucht.

Die Linienzucht stabilisiert, intensiviert, konzentriert durch Verpaarung naher Verwandter einer Carnicalinie C-T-1075, Carnica Troiseck Lunz am See möglichst ohne Inzuchtrisiko nach Ruttners Zuchtschema wertvolle wirtschaftliche Eigenschaften wie rasche Frühjahrsentwicklung, Sanftmut, Varroatoleranz, Ausräumverhalten, Schwarmträgheit usw. und ist die Basis aller Zuchtbestrebungen zur Erhaltung der Bienenrassen. Anmerkung: Roland Wörsching

Heute werden Linienpaarungen auch als Linienkreuzungen, Linienhybriden sowie Linienkombinationen bezeichnet.

Kreuzungszucht: Kontrollierte Verpaarung (selektive Kreuzungen) verschiedener Bienenrassen, um Heterosiseffekte in der F1 + F2 + F3 zu nutzen. Eine Heterosis („Hybrid Vigor“) bewirkt stärkere, gesündere Völker mit einem erhöhten Leistungspotential. Eine Heterosis kommt auch in Linienpaarungen zum Vorschein, aber nicht in der gleichen Ausprägung wie bei Rassenkreuzungen. Die Heterosis fördert nicht nur vom Imker gewünschte Eigenschaften wie Vitalität, geringe Krankheitsanfälligkeit und rasche Frühjahrsentwicklung, sondern auch den Schwarmtrieb. Diese negativen Eigenschaften treten aber in den Folgegenerationen (F2 + F3 ) zurück, Leistungschwankungen wird es geben, aber die Gesamtergebnisse der F2 oder der F3 werden im Schnitt je Volk wesentlich höher sein als jene der Reinzuchten, aus denen die Kreuzung hervorging. Es ist bei der Honigbiene nicht gleichgültig, welche Rasse als Vater oder Mutter Verwendung findet. Bei der Honigbiene dominiert der weibliche Einfluss der Mutterseite. Erstkreuzungen (F1-Königinnen) haben sich nicht immer als sehr fruchtbar erwiesen, aber stets in allen Rassenkreuzungen in der F2. Heterosis hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Legetätigkeit einer Carnica x Buckfast-, Carnica x Ligustica-, oder Carnica x Cecopria-Erstkreuzung (F1). Reziproke Erst-Kreuzungen mit F1-Königinnen z.B. Buckfast x Carnica oder Ligustica x Carnica ergeben eine erhöhte Fruchtbarkeit. ENDE Bruder Adam. Mit Gebrauchskreuzungen bei Standbegattung kann der Imker ohne großen Aufwand den Vorteil der Heterosis nutzen, wenn er durch Königinnenimport anderer Bienenrassen diese mit einheimischen Drohnen begatten lässt.

SELEKTION UND HYBRIDISIERUNG DER HONIGBIENE in Frankreich (FRESNAYE, LAVIE, BOESINGER). Bei der F1-Kreuzung von Mellifera (frz.Mellifica) x Caucasica wird in der F1-Generation eine Leistungssteigerung um 40-50% registriert! Bei „dreigleisiger“ Hybridisierung, bei der 3 Bienenrassen beteiligt sind (♀Ligustica x Caucasica ) x Mellifera erzielten wir den höchsten Heterosiseffekt mit den besten Erträgen, weitestgehende Homogenität zwischen den Völkern und Regelmäßigkeit im Verlauf der Jahre. Bienenbiologie—Symposium, Moskau (UDSSR), August 1976, Seite 230

In Frankreich haben die Berufsimker Caucasica-Königinnen importiert und von einheimischen frz. Mellifera-Drohnen begatten lassen, bis die einheimische Dunkle Biene fast ausgestorben war— der Heterosiseffekt erlischt.

 

In Deutschland haben die Imker importierte Carnica-Königinnen von einheimischen Mellifera-Drohnen begatten lassen, bis die einheimische Dunkle Biene ausgestorben war und Dtld zu einem Carnica Reinzuchtgebiet umgeweiselt war - bis die Regina-2000 kam, bis die Buckfast kam, die jetzt die Carnica verdrängt.

Der NEUE WEG zu Super-Völkern bei minimalem Arbeits-Aufwand!

Ligustica x Carnica – F1 - Erstkreuzung auf sicherer Belegstelle => REGINA–2000 (seit 1967)

=> Berufsimkerei Erhard Schehle mit 800 Völkern in Maierhöfen/Allgäu.

In der Sowjetunion wurden die Forschungsergebnisse Bruder Adams mit einheimischen Bienenrassen (graue kaukasische Gebirgsbiene = Caucasica, Karpatenbiene, zentralrussische Biene = Mellifera, gelbe armenische Biene) in der Bienenselektion angewandt. Durch planmäßige Nutzung wertvoller Bienenrassen und –populationen werden diese vor zufälliger Hybridisation bewahrt und der Heterosiseffekt in der Großbienenzucht rationell ausgewertet. Der Oka-Ökotyp* musste als neue Bienenrasse mindestens 20 000 Bienenvölker gleicher Herkunft, gleichen Aussehens auf einem Territorium leben, in dem es keine andere Bienenrasse gibt. Die neue Rasse musste in der Honig– und Wachsleistung sowie in der Eiablage der Königinnen um 25-30% und vom Standpunkt der Überwinterungsfähigkeit und Krankheitsresistenz um 10-15% den anderen einheimischen Bienenrassen überlegen sein. Die Oka-Bienen wurden in der Periode 1956-1963 durch Kreuzung der grauen kaukasischen Gebirgsbiene mit der zentralrussichen Rasse (Mellifera) erzielt. Die Hybriden der zweiten und dritten Generation wurden als solche durch Inzuchtkreuzung in den Regionen Tula, Rjasan und ASSR gezogen.

Aus: Genetik, Selektion und Reproduktion bei der Honigbiene; Bienenbiologie—Symposium, Moskau (UDSSR), August 1976, Seite 188 ff

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